Nachdem am Freitag in Tschechien zum zweiten Mal die Wahl eines neuen
Präsidenten gescheitert war, hat sich Amtsinhaber Vaclav Havel dafür
ausgesprochen, dass die politischen Parteien sich entweder im Voraus auf
einen gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten einigen oder aber das
Staatsoberhaupt direkt vom tschechischen Volk gewählt wird. Die
Patt-Situation im tschechischen Parlament lege diese beiden Varianten
nahe, hieß es am Freitagabend aus der Präsidentenkanzlei in Prag.
Keiner der bisherigen Kandidaten konnte am Freitag in drei Wahlgängen die
erforderliche Stimmenmehrheit beider Parlamentskammern auf sich vereinen.
Dem langjährigen Vorsitzenden der demokratischen Bürgerpartei (ODS),
Vaclav Klaus, fehlten im dritten Wahlgang 14 Stimmen zum Wahlsieg. Damit
es zur Direktwahl des Präsidenten durch das Volk kommen kann, müsste
zunächst die Verfassung geändert werden. Dies würde bedeuten, dass
Tschechien einige Monate ohne Staatsoberhaupt wäre.