Tschechiens Präsident Miloš Zeman wohnte in der Nacht zu Freitag dem
internationalen Gedenkakt zu Ehren der Opfer des Zweiten Weltkrieges auf
der polnischen Westerplatte bei. Diese Ostseehalbinsel wird in der
Geschichte als der Standort angegeben, an dem am 1. September 1939 die
ersten Schüsse des Zweiten Weltkriegs fielen.
Gastgeber des Gedenkakts war die Republik Polen. Die polnische Regierung
hatte zuvor beschlossen, eigene Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des
Kriegsendes von 1945 durchzuführen. Das führte zu politischen
Streitigkeiten mit Russland, auch weil der Kreml für sich in Anspruch
nimmt, als Land mit den meisten Kriegsopfern und dem größten Anteil an
der Niederschlagung des deutschen NS-Regimes, diese Feierlichkeiten der
Welt von Moskau aus präsentieren zu können. In einem Gespräch vor
wenigen Tagen hat der polnische Präsident Bronislaw Komorowski indes zu
bedenken gegeben, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs den Ländern
Osteuropas nicht die Freiheit gebracht habe, da sie sich hätten „gegen
ihren Willen der Sowjetunion unterwerfen müssen“.
In seiner Rede auf der Westerplatte warf Komorowski überdies dem heutigen
Russland vor, ohne es namentlich zu nennen, dass es Kräfte dazu benutze,
um die Grenzen eines Nachbarstaates zu verändern. Dies sei ein Verstoß
gegen das Völkerrecht, wie es ihn seit 1945 in Europa nicht mehr gegeben
hätte, betonte Komorowski. Der Krieg, der in der Ukraine immer noch
anhalte, mache es uns daher nicht möglich, zu vergessen, dass in Europa
weiter Kräfte operieren, die an die dunkelste Zeit der europäischen
Geschichte im 20. Jahrhundert erinnern, sagte Komorowski.
Neben Tschechiens Präsidenten Zeman nahmen auch die Staatsoberhäupter
Litauens, Estlands oder Bulgariens an dem Gedenkakt teil, die Slowakei
wurde durch Premier Robert Fico vertreten.