Die tibetische Exilregierung werde sich für eine Autonomie des Tibets
stark machen, eine Abspaltung von China aber komme nicht in Frage. Das
erklärte der Premierminister der tibetischen Exilregierung, Lobsang
Sangay, am Montag auf einer Pressekonferenz in Prag. Sangay weilt
gegenwärtig als Gast der internationalen Konferenz Forum 2000 in der
tschechischen Hauptstadt. Es ist sein erster Besuch in Tschechien. Zuvor
war mehrfach der Dalai Lama ein häufiger Gast der Konferenz. Der Dalai
Lama war ein Freund des im vergangenen Dezember verstorbenen tschechischen
Ex-Präsidenten Václav Havel.
Für die Tibeter sei die moderne Geschichte Tschechiens wie auch das Leben
von Václav Havel eine große Inspiration. Havel habe Tschechien auf die
Weltkarte zurückgeführt, sein Tod war auch ein Verlust für die Tibeter,
denn er war ihr großer Freund, sagte Sangay. Er bedauere es sehr, Havel
nie persönlich begegnet zu sein, so Sangay.
Premier Lobsang Sangay steht erst seit September vergangenen Jahres an der
Spitze der tibetischen Exilregierung, die ihren Sitz in Nordindien hat.
Die
Tibeter brachen damit mit einer 300 Jahre währenden Tradition, nach der
der Dalai Lama auch ihr politischer Anführer war. Tibet steht seit sechs
Jahrzehnten unter chinesischer Zwangsverwaltung, Menschenrechtler
bezichtigen China deshalb der Unterdrückung der Tibeter. Peking wiederum
verdächtigt den Dalai Lama, die Abspaltung des Tibets von China zu
forcieren. Besuche tibetischer Repräsentanten in Tschechien werden daher
von der chinesischen Botschaft in Prag immer stark beargwöhnt.