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In ganz Tschechien sehen die Menschen allerorten erwartungsfroh den anstehenden Silvesterpartys und der Begrüßung des neuen Jahres ab Mitternacht entgegen. Die letzte Nacht des alten Jahres und der Beginn des Jahres 2016 werden dabei nicht nur Zuhause, in den Gebirgen oder in Restaurants gefeiert, sondern auch direkt auf den Straßen einiger Großstädte. Die größte Neujahrsfeier wird einmal mehr im Zentrum der Hauptstadt Prag stattfinden. Tausende Menschen aus Tschechien und der Slowakei kommen schon traditionell auf dem Gipfel des Grenzberges Velká Javořina in den Weißen Karpaten zusammen. Interessenten können am Silvesterabend ebenso einen Theater- oder Kinobesuch vornehmen. Die Gläubigen unter den Tschechen treffen sich kurz vor Mitternacht in einer der vielen Kirchen, in denen jeweils eine Messe gehalten und das alte Jahr mit Dank verabschiedet wird. An mehreren Orten wird es ab Mitternacht ein Feuerwerk geben, eine Reihe von Städten einschließlich Prag wird das Feuerwerk indes erst am Abend des Neujahrstages abbrennen.

Die Bistümer Plzeň / Pilsen und Regensburg haben erstmals gemeinsam die Sternsingeraktion eröffnet. Rund 850 Sternsinger von beiden Seiten der Grenze wurden dabei in der Basilika des ehemaligen Benediktinerklosters im westböhmischen Kladruby / Kladrau empfangen. Der Pilsner Bischof František Radkovský und sein Regensburger Amtskollege Rudolf Vorderholzer segneten die Teilnehmer der Aktion. In Tschechien startet die Sternsingersammlung 2016 am Samstag und endet am 14. Januar.

In Prag werden auch während der Weihnachtszeit Gottesdienste in Deutsch zelebriert. In der evangelischen Kirche St. Martin in der Mauer in der Altstadt fand am Freitag um 10.30 Uhr ein Weihnachtsgottesdienst mit Abendmahlsfeier statt. Auch am Sonntag beginnt dort der Gottesdienst um 10.30 Uhr. Am 31. Dezember um 17 Uhr findet ein ökumenischer Gottesdienst zum Jahresschluss in St. Martin in der Mauer statt. In der katholischen Kirche St. Johannes am Felsen wurde der Gottesdienst am Hochfest der Geburt Christi um 11 Uhr zelebriert. Um 11 Uhr fängt dort die heilige Messe auch am Festtag des heiligen Stephan an.

In der Halle des Hauptbahnhofs in Prag wurde am Mittwoch die Böhmische Hirtenmesse von Jakub Jan Ryba aufgeführt. Sie wurde von einem „Ensemble zufälliger Sänger und Musiker“ interpretiert. An der Veranstaltung beteiligten sich mehrere hundert Menschen, manche folgten einer Einladung via Facebook, manche schlossen sich vor Ort spontan an. Sie hätten sich zum 15. Mal dort getroffen, führte Organisator und Dirigent Lukáš Prchal an. Rybas Böhmische Hirtenmesse wurde zu Weihnachten 1796 in Starý Rožmitál uraufgeführt. Im 19. Jahrhundert wurde sie sehr populär und erfreut sich bis heute einer große Beliebtheit.

Babice hat nur 200 Einwohner. Dennoch ist das kleine Dorf in Südböhmen hierzulande ein Begriff. Der „Fall Babice“ bezeichnet eine Reihe von kommunistischen Schauprozessen in den Jahren 1951 bis 1958. Sie richteten sich gegen die Kirche genauso wie gegen Landwirte und Opponenten der Zwangskollektivierung. 107 Menschen wurden verurteilt, elf davon zum Tode. Zwei der Todesopfer waren die Priester Václav Drbola und Jan Bula – nun hat die Diözese Brünn / Brno ihre Seligsprechung initiiert.

Der Caritasverband der Erzdiözese Olomouc / Olmütz hat eine Weihnachtsbescherung für Kinder aus armen Familien in der Ukraine organisiert. Menschen aus ganz Tschechien kauften im Rahmen des Caritas-Projektes Hunderte von Geschenken für die ukrainischen Kinder. Die Caritas-Mitarbeiter packten die Geschenke am Montag in Autos und werden sie den Kindern bringen. Der Caritasverband Olomouc initiierte das Projekt „Das Weihnachtspaket“ 2008. Die Liste der bedürftigen Kinder wurde in diesem Jahr wegen dem Kriegskonflikt um mehrere Namen erweitert. Der Caritas-Mitarbeiter, der griechisch-katholische Priester Rostislav Strojvus, erklärte, dass die Geschenke verzollt und in die Ukraine gebracht werden. Verteilt werden sie laut Strojvus während des Weihnachtsfestes, das dort am 6. Januar begangen wird.

Im Alter von 72 Jahren ist am Freitag der ehemalige Koadjutorbischof in Budweis, Jiří Paďour, gestorben. Er verstarb nach kurzer Krankheit im Hospiz des heiligen Jan Nepomuk Neumann in Prachatice / Prachatitz. Aus gesundheitlichen Gründen war Paďour am 1. März 2014 vom Vorsitz der böhmischen Diözese Budweis vorzeitig zurückgetreten, Papst Franziskus hatte sein Gesuch angenommen.

Jiří Paďour wurde am 21. Juni 1975 in Prag zum Priester geweiht und wirkte anschließend als Kaplan in Marienbad und zwei weiteren Pfarreien. Im Juli 1977 wurde ihm die staatliche Genehmigung zur Ausübung des Priesteramts durch die kommunistischen Machthaber entzogen. Am 4. Oktober 1978 trat er heimlich als Novize dem Orden der Kapuziner bei und wirkte von 1978 bis 1979 als nichtoffizieller Sekretär des Prager Erzbischofs František Tomášek. Diese Tätigkeit durfte er nicht weiter ausüben, nachdem er 1979 eine Zusammenarbeit mit dem kommunistischen Staatssicherheitsdienst abgelehnt hatte. Am 10. Dezember 1983 legte er heimlich die Ewigen Ordensgelübde ab.

Nach der politischen Wende wurde er am 9. April 1991 zum ersten tschechischen Kapuziner-Provinzial seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gewählt und am 19. September 1994 in dieser Position bestätigt. Papst Johannes Paul II. ernannte Jiří Paďour am 3. Dezember 1996 zum Titularbischof von Ausuccura und zum Weihbischof in Prag. Die Bischofsweihe spendete ihm der Prager Erzbischof Miloslav Kardinal Vlk am 11. Januar 1997 im Veitsdom. Am 23. Februar 2001 wurde Jiří Paďour schließlich zum Koadjutorbischof in Budweis ernannt und übernahm nach dem Rücktritt des Budweiser Bischofs Antonín Liška am 25. September 2002 dessen Amt.

Die Straßen sind mit Leuchtgirlanden geschmückt, die Leute strömen zu den Weihnachtsmärkten, in den Supermärkten erklingen nach einem Jahr wieder Weihnachtslieder. Der Advent hat begonnen, für die Gläubigen ist er eine Zeit der Besinnlichkeit und der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Dies gilt auch für die deutschsprachige katholische Gemeinde in Prag, geleitet von Pater Martin Leitgöb.

Etwa 50 tschechische Katholiken werfen Kardinal Duka, Erzbischof von Prag, in einem offenen Brief eine zu große Nähe zur Politik vor. Der 72-Jährige hatte am Freitag auf dem Landsitz des umstrittenen Staatsoberhaupts Miloš Zeman einen Gottesdienst für das Vaterland und den Präsidenten abgehalten. Dieser symbolische Akt sei schwerlich anders zu verstehen denn als Unterstützung von Zemans Politik, hieß es in dem am Sonntag veröffentlichten Schreiben von Laien und Theologen. Zeman hatte am Staatsfeiertag in der vergangenen Woche bei einer Kundgebung von Islam-Gegnern gesprochen.

Duka wies die Kritik zurück. Der Gottesdienst sei nur Teil eines länger geplanten Besuches bei Zeman gewesen, ließ der Kardinal ausrichten.

Der Erzbischof von Prag, Dominik Kardinal Duka, zelebriert am Freitagabend eine öffentliche Messe für Staatspräsident Miloš Zeman und die Nation. Sie findet unter Teilnahme des Präsidenten in der Kirche von Schloss Lány, dem Wohnsitz des tschechischen Präsidenten statt. Danach ist ein gemeinsames Abendessen geplant. Wie der Protokollchef der Prager Burg am Freitag mitteilte, handelt es sich um den ersten Gottesdienst dieser Art in Lány seit 1921. Den Vorschlag der katholischen Kirche habe die Präsidentenkanzlei als „freundschaftliche Geste“ begrüßt. Der Gottesdienst rief aber auch die Kritik von Katholiken hervor. So schrieb der Literaturwissenschaftler Martin C. Putna auf Twitter, er schäme sich für seinen Kardinal.