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Premier Nečas und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wollen keinen neuen Streit zwischen beiden Ländern über die Vertreibungen der Nachkriegszeit. Dies ist ein weiteres Ergebnis des Antrittsbesuchs von Petr Nečas in Berlin am Donnerstag. Beide Länder müssten in ihren Beziehungen nach vorne blicken, bekräftigten beide Regierungschefs.

Auch der vor Jahresende geplante Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in Prag soll nach dem Willen von Nečas und Merkel keinen neuen Streit hervorrufen. Die tschechische Regierung sei darauf vorbereitet, ein offenes Gespräch zu führen, sagte Nečas. Maßstab sei die Deutsch-Tschechische Erklärung von 1997. In einem Gespräch mit Journalisten hatte der tschechische Premier zuvor betont, dass er die Beneš-Dekrete nicht grundsätzlich infrage stellen wird. Zu der Seehofer-Reise nach Prag fügte er hinzu, dass er keinen Sinn in einem solchen Besuch sehen würde, sollte es dabei nur um die Beneš-Dekrete gehen. Nečas verlangte eine „sehr vorsichtige Vorbereitung“ dieses Besuchs.

Bisher war eine offizielle Reise bayerischer Ministerpräsidenten nach Tschechien immer wieder am Streit über die Beneš-Dekrete gescheitert. Sie hatten die Voraussetzung für die 1945 von den Alliierten im Potsdamer Abkommen gebilligte Ausweisung der deutschen Minderheit aus der damaligen Tschechoslowakei geschaffen. Drei Millionen Menschen wurden damals vertrieben, viele fanden im Bundesland Bayern eine neue Heimat. Deshalb empfindet der Freistaat eine besondere Fürsorgepflicht für die Sudetendeutschen.