Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) will einen
offiziellen Besuch in Prag nicht länger allein von einem Einlenken
Tschechiens in der Vertriebenenfrage abhängig machen. Für die weiter
ausstehende erste Reise des CSU-Vorsitzenden nach Tschechien gebe es
"keine Hindernisse", sagte der bayerische Wirtschafts- und
Verkehrsminister Erwin Huber (CSU) am Donnerstagabend in Prag. Bisher
hatte Stoiber einen solchen Besuch mit einer selbstkritischeren Haltung
Prags zum Nachkriegsabschub der deutschen Minderheit verbunden. Denkbar
wäre nun, dass beide Seiten sich darauf verständigen, dass der
CSU-Vorsitzende in seiner Delegation Sudetendeutsche mit nach
Tschechien bringen dürfe, sagten Diplomaten in Prag nach den
bilateralen Konsultationen. Vieles sei jedoch von den Parlamentswahlen
in Tschechien am 2./3. Juni abhängig. Während ein Besuch von Stoiber
vermutlich erst danach stattfinden könnte, werde der bayerische
Landtagspräsident Alois Glück (CSU) noch im März nach Prag reisen,
kündigte Huber an. Huber weilte am Donnerstag und Freitag zu einem
zweitägigen Besuch in der tschechischen Hauptstadt, bei dem er unter
anderem Gespräche mit Premierminister Jiri Paroubek führte. Thema der
Gespräche war die Ausweitung der tschechisch-bayrischen Zusammenarbeit
in vielen Bereichen, darunter in der Kultur, im Schulwesen sowie in der
Forschung. Hauptbestandteil des zweitägigen Aufenthalts von Huber in
Prag war jedoch die Präsentation Bayerns als Wirtschaftsstandort.