Zum 50. Jahrestag der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 in der
Tschechoslowakei hielt der parteilose slowakische Staatspräsident Andrej
Kiska am Dienstagabend eine Ansprache. Sie wurde live im
öffentlich-rechtlichen Fernsehen der beiden heutigen Länder Tschechien
und Slowakei übertragen. Als Unterschied zu 1968 und zugleich als Lehre
aus den damaligen Ereignissen hob Kiska hervor, dass Tschechen und Slowaken
sich nicht mehr in Abhängigkeit von bedrohlichen Verbündeten wie damals
der Sowjetunion begeben, sondern ihre Freiheit verteidigen sollten:
„Darum brauchen wir Verbündete, die mit uns gemeinsame Werte und den
gleichen Respekt gegenüber Freiheit, Menschenrechten und Demokratie
teilen.“ Diese Verbündeten habe die Slowakei nun in der Europäischen
Union und in der Nato „als den beiden Grundpfeilern unseres Wohlstands
und unserer Sicherheit“ gefunden, betonte Kiska. Das slowakische
Staatsoberhaupt erinnerte zugleich an die Opfer der Invasion von 1968 und
der nachfolgenden sogenannten Normalisierung, von der zahlreiche Menschen
in der damaligen Tschechoslowakei betroffen waren.
Dass Kiskas Rede auch in Tschechien übertragen wurde, hing damit zusammen,
dass der tschechische Präsident Miloš Zeman keine öffentliche Rede zu
dem tragischen Datum halten wollte. Politologen schätzen den 73-Jährigen
als russlandfreundlich ein. So hat Zeman wiederholt die wegen des
Ukraine-Konflikts gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktionen
kritisiert.