Präsident Miloš Zeman lehnt eine vorzeitige Neuwahl zur Lösung der
aktuellen Patt-Situation zwischen Regierung und Parlament entschieden ab.
In seiner traditionellen Weihnachtsansprache sagte er am Dienstag: „Ich
höre immer wieder Aufforderungen, dass ich vorzeitige Wahlen ausschreiben
solle, wie es mir die Verfassung in bestimmten Situationen erlaubt. Doch
ich will klarstellen, dass ich das keinesfalls tun werde.“ Es wäre eine
Verhöhnung der Wähler, sie nach wenigen Monaten erneut zu den Urnen zu
rufen, erklärte Zeman.
Die Weigerung der anderen Parlamentsparteien, mit dem von ihm zum
Regierungschef ernannten Wahlsieger Andrej Babiš zusammenzuarbeiten,
kritisierte der Präsident als „unsinnig“. Aus den Parlamentswahlen im
Oktober war die Partei Ano des Milliardärs Babiš als stärkste Kraft
hervorgegangen. Das von Babiš geführte Minderheitskabinett dürfte aber
die für 10. Januar geplante Vertrauensabstimmung verlieren. Der
Großunternehmer steht nämlich unter Betrugsverdacht, weil er sich
EU-Förderungen für Kleinunternehmen erschlichen haben soll. Zeman
bekräftigte jedoch, er wolle Babiš nach einer erwarteten
Abstimmungsniederlage erneut mit der Regierungsbildung beauftragen.
Der 73-jährige Zeman kandidiert selbst für eine zweite Amtszeit als
Staatsoberhaupt. Nach Umfragen gilt er als Favorit der
Präsidentschaftswahl, deren erster Urnengang am 12. und 13. Januar
stattfindet.