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Brauchen wir noch Ostern? Diese provokante, allerdings eher rhetorische Frage, die hierzulande gerne in den Medien gestellt wird, kann kaum mehr provozieren. Sie hat aber einen realen Hintergrund: die schwindende Religiosität der Tschechen. In der Praxis bereitet aber dieser Trend kein Kopfzerbrechen, denn man hat sich inzwischen arrangiert. Das trifft auf alle zu: auf die religiösen ebenso wie die konfessionslosen Menschen, aber auch auf diejenigen, die Osterbräuche als alten Ballast sehen. Im Großen und Ganzen können sich alle auf das Osterfest

Am Ostersonntag hat der Prager Erzbischof Dominik Duka einen festlichen Gottesdienst im Veitsdom auf der Prager Burg zelebriert. Der Erzbischof predigte über die Bedeutung der Auferstehung Christi für das Leben der Gläubigen sowie der Nichtgläubigen. Auch in allen anderen katholischen Kirchen Tschechiens fanden feierliche Gottesdienste statt.

Seit Karfreitag bis zum Ostersonntag sind auf den Straßen in Tschechien elf Menschen ums Leben gekommen. Es zeigt sich, dass die Mahnungen der Polizei zu mehr Vorsichtigkeit keinen großen Einfluss auf die Autofahrer hatten. Dabei führt die Polizei während der Ostertage strengere Kontrollen in den Regionen durch. Dabei konzentriert sie sich auf Alkohol am Lenkrad, die Geschwindigkeit sowie die Anwendung der Sicherheitsgurte und der Autokindersitze.

Viele orthodoxe Gläubige nahmen am Ostersonntag am Gottesdienst in der Prager Kirche der Verkündigung der Heiligen Mutter Gottes in der Straße Na Slupi teil. Hunderte von Gläubigen, die meistens aus der Karpathen-Ukraine und der Ostslowakei stammen, ließen sich während des Gottesdienstes Osterkuchen, Eier und weitere Lebensmittel segnen. In der Kirche in der Straße Na Slupi werden Messen in Ukrainisch, Altslawisch und in Tschechisch gelesen.

Auf vielen Burgen und Schlössern in Tschechien wird an diesem Wochenende ein spezielles Osterprogramm angeboten. In Velké Březno in Nordböhmen findet beispielsweise eine Ausstellung von Frühlingsblumen statt. Im speziell ausgeschmückten Schloss Jánský vrch / Johannesberg unweit von Jeseník / Freiwaldau wird ein Jahrmarkt veranstaltet. Den Worten der Sprecherin des staatlichen Denkmalamtes, Zdeňka Kalová, zufolge ist die Mehrheit der vom Staat verwalteten Burgen und Schlösser auch am Ostermontag geöffnet. Auf dem Schloss in Mníšek pod Brdy wird am Ostersonntag ein Osterfest für Kinder organisiert. In Konopiště, das zu den häufig besuchten Schlössern in Böhmen gehört, wurde eine Osterausstellung eröffnet. Im Freilichtmuseum auf dem Veselý kopec in der Region von Pardubice werden Ostergebäck und Ostereier angeboten.

Keine Eier, keine Hasen und keine Osterruten sollen heute im Sprachkurs anklingen, sondern ein anderes Thema, das mit den Ostern eng verbunden ist: das Kreuz – kříž.

Die Scala Santa – die Heilige Treppe – ist für die Pilger, die nach Rom kommen, eine der Sehenswürdigkeiten, die sie unbedingt sehen und kniend betreten müssen. Eine Heilige Stiege gibt es jedoch auch in Prag. Genauso findet man in der tschechischen Hauptstadt eine Kalvarienbergkapelle sowie mehrere weitere Sakralbauten, die mit der Passionsgeschichte besonders verknüpft sind.

Vor zwei Jahren hatte Senator Jaromír Štětina den Gesetzesentwurf in der oberen Parlamentskammer eingebracht. Der „Große Freitag“, wie die Tschechen ihn nennen, sollte zum arbeitsfreien Feiertag werden. Die Rede ist vom Karfreitag, der in Tschechien auch für die christliche Minderheit der Gesellschaft ein ganz normaler Arbeitstag ist. Bisher hatte die politische Karfreitags-Initiative des Senators keinen Erfolg. Jaromír Štětina will aber nicht aufgeben, wie er dem Tschechischen Rundfunk verriet.

Während wir in den letzten Ausgaben des Hörerforums Ihre Anregungen kommentiert haben und unter anderen unserem Chefredakteur oder unserem Kurzwellen-Experten das Wort übergeben haben, wollen wir heute wieder vor allem Ihre Stimmen erklingen lassen.

Die größte Oppositionspartei in Tschechien, die Sozialdemokraten (ČSSD), hat am Montag ihre Ankündigung wahrgemacht, nach der sie ein Misstrauensvotum für die Regierung von Premier Nečas anstrebt. Am Montag haben die Sozialdemokraten bei Abgeordnetenhauschefin Miroslava Němcová den Antrag auf eine Sondersitzung der unteren Parlamentskammer gestellt, bei der sie die Vertrauensfrage stellen wollen. Nach Aussage von Němcová und Sozialdemokratenchef Bohuslav Sobotka wird diese Sitzung voraussichtlich in der Woche nach Ostern stattfinden. Neben der Unterstützung ihres Antrags durch die Kommunisten (KSČM) rechnen die Sozialdemokraten auch mit dem Zuspruch vieler unzufriedener Abgeordneter aus dem Regierungslager. Ohne die Stimmen dieser Abgeordneten wäre das Misstrauensvotum zum Scheitern verurteilt, da Sozialdemokraten und Kommunisten zusammen nicht die Mehrheit im Abgeordnetenhaus haben.