Mit zahlreichen Gedenkakten im ganzen Land und einem großen Fest auf dem
Prager Wenzelsplatz erinnert Tschechien am Freitag an den Sturz des
kommunistischen Regimes im Jahr 1989.
Bereits am Morgen legten viele Menschen, darunter auch Spitzenpolitiker,
an einem Mahnmal auf der Prager Národní třída (Nationalstraße) Kränze
nieder und zündeten Kerzen an. Vor 28 Jahren war dort ein Studentenprotest
niedergeknüppelt worden, was zum Beginn der „Samtenen Revolution“
führte. Das 17. November gilt daher in Tschechien heute als „Tag der
Freiheit und Demokratie“.
Als einer der ersten, die am Mahnmal auf der Národní třída erschienen,
war Tschechiens wahrscheinlich nächster Premier, Andrej Babiš. Der
Ano-Parteichef wurde von einigen Anwesenden ausgepfiffen, unter anderem
erinnerten sie an seine nicht geklärte Zusammenarbeit mit der
tschechoslowakischen Staatssicherheit (StB). In einer Reaktion sagte
Babiš, die Menschen hätten das Recht auf ihre Meinung, auch dies sei ein
Erfolg der „Samtenen Revolution“.
Mehrere Parteien und politische Gruppierungen hatten zudem für den
Nachmittag zu Kundgebungen aufgerufen. Da in Prag fast zeitgleich Autonome
und Rechtsextreme auf die Straße gingen, verstärkte die Polizei ihre
Präsenz. Dabei kam es nach 15 Uhr zu einem Handgemenge zwischen
Rechtsextremen und den Einsatzkräften der Polizei. Laut dem
Nachrichtenportal Novinky.cz wurden mindestens zwei Menschen vorübergehend
festgenommen.
Am Nachmittag und Abend gipfeln die Feiern in einem Konzert auf dem Prager
Wenzelsplatz sowie einer Preisverleihung. Zum „Konzert für die
Zukunft“ werden bis zu 100.000 Menschen erwartet. Dort treten unter
anderem etwa die Band Zrní oder der Jazz-Trompeter Laco Déczi auf, zudem
haben sich einige Redner angekündigt.
Im Nationaltheater werden ab 20 Uhr erneut Menschen geehrt, die sich gegen
das kommunistische Regime oder schon vorher gegen den Nationalsozialismus
gestellt haben. Mit dem „Tag der Freiheit und Demokratie“ wird nämlich
auch an die Verhaftung und Ermordung tschechischer Studenten durch die
deutschen Besatzer im November 1939 erinnert. Nach einem friedlichen
Trauermarsch nahm die Gestapo insgesamt 1200 Studenten fest und
verschleppte sie in Konzentrationslager, neun von ihnen wurden am 17.
November noch in Prag erschossen.