Mit Feiern und Gedenkveranstaltungen wurde am Mittwoch in Tschechien an
den Sturz des kommunistischen Regimes in der ehemaligen Tschechoslowakei
vor 15 Jahren erinnert. Die gewaltsame Niederschlagung einer friedlichen
Studentendemonstration auf der Prager Nationalstraße hatte am 17. November
1989 den Auftakt für die Wende in Tschechien gebildet. Seit vier Jahren
wird der 17. November, der zugleich auch an Studentendemonstrationen gegen
die Naziokkupation im Jahre 1939 erinnert, in Tschechien als "Tag des
Kampfes für Freiheit und Demokratie" begangen.
Am frühen Nachmittag fand im Prager Abgeordnetenhaus die zentrale
Gedenkveranstaltung statt. Präsident Vaclav Klaus warnte dabei vor einem
vereinfachten Blick auf die kommunistische Vergangenheit. Diese sei Teil
der tschechischen Geschichte und damit auch der tschechischen Identität.
Der beste Weg, dies zu verarbeiten, sei eine Gesellschaft zu schaffen, die
den Aufstieg solcher Regime unmöglich macht, so Klaus weiter. Zu
kontroversen Szenen kam es bei der Ansprache des Chefs der Kommunistischen
Partei, Miroslav Grebenicek, während der Ex-Präsident Havel sowie ein
Großteil der Abgeordneten von ODS und Freiheitsunion (US-DEU) den Saal
verließen. Die Kommunisten hatten sich in der Vergangenheit an den
Gedenkfeiern nicht beteiligt.
Bereits den ganzen Tag über hatten Menschen an der Gedenktafel am Ort des
brutalen Polizeieinsatzes gegen die Studenten in der Nationalstraße Blumen
niedergelegt und Kerzen angezündet. Auch zahlreiche Politiker besuchten
das
Denkmal, darunter Premierminister Gross und Ex-Präsident Vaclav Havel, der
als einer der Hauptakteure der Wende mit Hochrufen und Beifall empfangen
wurde.
Mit einem Umzug, der den gleichen Weg wie die Studentendemonstration vor
15 Jahren nahm, brachten am frühen Abend Hunderte überwiegend junge
Menschen ihren Unmut über das Wiedererstarken der Kommunisten und die
Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber öffentlichen Angelegenheiten zum
Ausdruck. Zu kleineren Ausschreitungen, bei denen die Polizei eingreifen
musste, kam es bei einer Kundgebung des Klubs der jungen Konservativen vor
dem Sitz der Kommunistischen Partei.
Tausende Bürger zog es schließlich in den frühen Abendstunden zu der
öffentlichen Abschlussveranstaltung auf der Prager Narodni trida, der
Nationalstraße, an der Musikbands und Vertreter der unabhängigen Szene von
1989 sowie Repräsentanten des heutigen kulturellen und politischen Lebens
teilnahmen.