Nach langer Krankheit ist im Alter von 88 Jahren der Regisseur und
Szenarist Ladislav Helge in Prag verstorben. Helge war ein anerkannter
Filmschaffender aus der Zeit der „tschechischen Welle“ in den 1960er
Jahren. Nach dem Prager Frühling von 1968 konnte er seinen Beruf nicht
mehr ausüben, weil ihm diese Tätigkeit während der Normalisierung
verboten wurde.
Helge wurde 1927 geboren. Im Zweiten Weltkrieg erlebte er den
Totaleinsatz, und danach war sein Versuch, ein Filmstudio zu eröffnen,
nicht von Erfolg gekrönt. Er behauptete sich jedoch als Regie-Assistent
und bekam schon bald seine erste eigene Regie. Zu Helges bekanntesten
Streifen gehören „Velká samota“ (Große Einsamkeit) und „Stud“
(Schamgefühl). Letzterer Film kam im Frühjahr 1968 in die Kinos, er
reflektierte den moralischen Verfall der Funktionäre. Seine weitere
Laufbahn als Regisseur wurde dann aber, bildlich gesprochen, durch
sowjetische Panzer gestoppt. Helge arbeitete nun an der Synchronisation von
Filmen, bei der Post und in der Laterna magika. Nach dem Jahr 1989 widmete
er sich der Erneuerung von Organisation und Ausbildung im Filmschaffen. Zum
Beruf des Regisseurs kehrte er aber nicht mehr zurück.