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Der Politologe von der Prager Masaryk-Akademie, Lukáš Jelínek, hat die Bürgerinitiative „Eine Million Augenblicke für die Demokratie“ als den „Newcomer des Jahres in der Kategorie der politischen Akteure“ bezeichnet. Im Kommentar für den öffentlich-rechtlichen Tschechischen Rundfunk erklärte er am Sonntag, auch wenn es sich weder um einen Politiker, noch um eine Partei handele, beeinflusse die Initiative trotzdem bedeutend das Leben im Land. Es ist dem Politologen zufolge richtig, dass der Begründer der Initiative, Mikuláš Minář, die Botschaft wieder aufgegriffen hat, mit der einst Václav Havel auftrat. Zu demonstrieren, Petitionen zu unterschreiben, zu diskutieren, den Politikern zu schreiben, sei nicht nur eine Errungenschaft, sondern gewissermaßen auch eine Voraussetzung für eine demokratische offene Gesellschaft, so Jelínek. Er hält es zudem für richtig, dass die Bürgerinitiative auch an die Opposition appellierte. Niemand war laut dem Politologen während der 30 Jahre seit dem November 1989 in der Lage, ein so großes Interesse für das öffentliche Geschehen zu wecken und Massenproteste zu organisieren.

Die Bürgerinitiative „Eine Million Augenblicke für die Demokratie“ hat während des Jahres mehrere Demonstrationen in ganz Tschechien organisiert, bei denen für den Rücktritt von Premier Andrej Babiš (Ano-Partei) und eine unabhängige Justiz demonstriert wurde. An den beiden größten Demonstrationen im Sommer und im Herbst in Prag nahmen je über 280.000 Menschen teil.

Tschechiens beliebtester Präsident seit der politischen Wende 1989 ist Václav Havel. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Stem, danach sehen 55 Prozent der Befragten Havel als den Besten unter den drei bisherigen Staatsoberhäuptern an. Auf Platz zwei wurde Václav Klaus gesetzt, den dritten und letzten Platz belegt der amtierende Präsident Miloš Zeman. Bei der Umfrage wurde Havel unter anderem von jedem vierten Zeman-Wähler als bester Präsident eingestuft.

Bei Havel besonders positiv eingeschätzt wurden die Nutzung seiner Kompetenzen und das Interesse an den Problemen der Bürger. Negativ bewertet wurden hingegen sein Auftreten in der Öffentlichkeit sowie die Art und Weise, wie er politische Auseinandersetzungen auflöste. Auch Zeman wird für die Ausübung seiner Befugnisse mit „gut“ bis „sehr gut“ bewertet, ebenso wie seine Nähe zum Volk. Stark angekreidet werden ihm jedoch seine Statements im Ausland, wo er die tschechischen Interessen nicht sonderlich gut vertrete, und seine Auftritte in der Öffentlichkeit.

Bei der Bewertung der Präsidenten zeige sich auch gut, wie sehr die Gesellschaft in politischer Hinsicht gespalten sei, bemerkt Stem. Eine Trennlinie lasse sich unter den Generationen wie auch beim Bildungsgrad feststellen. Menschen ohne Abitur bezeichneten Zeman sehr oft als ihren besten Präsidenten. Bei den Bürgern mit einem höheren Bildungsabschluss steht hingegen Havel auf Platz eins. Junge Leute schätzten an Havel vor allem sein humanitäres Vermächtnis.