Der Politologe von der Prager Masaryk-Akademie, Lukáš Jelínek, hat die
Bürgerinitiative „Eine Million Augenblicke für die Demokratie“ als
den „Newcomer des Jahres in der Kategorie der politischen Akteure“
bezeichnet. Im Kommentar für den öffentlich-rechtlichen Tschechischen
Rundfunk erklärte er am Sonntag, auch wenn es sich weder um einen
Politiker, noch um eine Partei handele, beeinflusse die Initiative trotzdem
bedeutend das Leben im Land. Es ist dem Politologen zufolge richtig, dass
der Begründer der Initiative, Mikuláš Minář, die Botschaft wieder
aufgegriffen hat, mit der einst Václav Havel auftrat. Zu demonstrieren,
Petitionen zu unterschreiben, zu diskutieren, den Politikern zu schreiben,
sei nicht nur eine Errungenschaft, sondern gewissermaßen auch eine
Voraussetzung für eine demokratische offene Gesellschaft, so Jelínek. Er
hält es zudem für richtig, dass die Bürgerinitiative auch an die
Opposition appellierte. Niemand war laut dem Politologen während der 30
Jahre seit dem November 1989 in der Lage, ein so großes Interesse für das
öffentliche Geschehen zu wecken und Massenproteste zu organisieren.
Die Bürgerinitiative „Eine Million Augenblicke für die Demokratie“
hat während des Jahres mehrere Demonstrationen in ganz Tschechien
organisiert, bei denen für den Rücktritt von Premier Andrej Babiš
(Ano-Partei) und eine unabhängige Justiz demonstriert wurde. An den beiden
größten Demonstrationen im Sommer und im Herbst in Prag nahmen je über
280.000 Menschen teil.