Die Osterfeiertage symbolisieren das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings. Ebenso wie auch Weihnachten geht Ostern auf heidnische Ursprünge zurück. Die heidnischen Slawen und Germanen feierten Anfang Frühling das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf. Die Juden feiern in diesem Zeitraum ihren hohen Feiertag - das Pascha-Fest, den Feiertag des Erbarmens, zur Erinnerung an die Befreiung der Israeliten aus Ägypten.
Das christliche Ostern knüpft an die heidnische und jüdische Tradition an, davon zeugt auch die Bezeichnung des Osterfestes in verschiedenen Sprachen: im Lateinischen, Griechischen und Russischen lautet sie Pascha, im Französischen paques; im deutschen Ostern und im englischen Eastern nach der heidnischen Göttin Ostara. Im tschechischen wurde Ostern - velikonoce - nach der grossen Nacht (Velka noc) bezeichnet, in der Jesus Christus gekreuzigt wurde. Die Nacht vom Karsamstag auf Ostersonntag wurde von Anfang an als die wichtigste Nacht im Kirchenjahr betrachtet.
Im Gegensatz zu Weihnachten ist Ostern an keinem festen Datum. Der Ostersonntag ist stets der erste Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond. Ostern wird deshalb stets irgendwann zwischen dem 22. März und 25. April gefeiert. Diese Regelung zur Festlegung der Osterfeiertage wurde 325 auf dem Kirchenkonzil von Nicaea beschlossen und beruht auf den im Neuen Testament erwähnten Angaben über den Tod Jesu Christi und seine Auferstehung. Aus der Beschreibung geht hervor, dass die Kreuzigung kurz nach Beginn des Frühlings und des Vollmonds stattgefunden hatte.
Vor den Osterfeiertagen ist ebenso wie vor Weihnachten Fastenzeit. An Ostern gedenkt man der Marter und Kreuzigung von Jesus Christus, weshalb diese Feiertage zu den höchsten christlichen zählen. Mit dem Kreuzigungstag sind aber auch eine Reihe von Bräuchen verbunden, die vorchristliche, also heidnische Wurzeln haben, wie zum Beispiel die bunten Eier, die für die Heiden ein Symbol der Fruchtbarkeit und des Lebens darstellten. Heidnischen Ursprungs sind auch einige vorösterliche Bräuche.
Zwei Wochen vor dem Ostersonntag, am sogenannten Totensonntag, erfolgte das symbolische Ende des Winters. Die Mädchen trugen eine Strohpuppe, Marena oder auch Morena genannt, die ein Symbol des Winters und des Todes war, aus dem Dorf hinaus. Ihr Hinaustragen symbolisierte das Ende des Winters, der Armut, der Unwetter und der Kälte. Die Morena war zumeist eine in eine Mädchentracht gekleidete Strohpuppe, die die Mädchen am Bach endkleiteten und in das Wasser warfen. Danach zogen die Mädchen wieder in das Dorf zurück.
Die christlichen Feiern zum Osterfest beginnen eine Woche vor dem eigentlichen Ostern mit dem Palmsonntag. In den Kirchen wurden Weidenkätzchen, Holz und Wasser geweiht. Aus dem Holz machten die Hausherren kleine Kreuze, die sie auf die Felder brachten und die ihnen eine reiche Ernte bringen sollten. Anfang der Woche war auch die Zeit des Grossputzes. Am Blauen Montag, Gelben Dienstag und Schwarzen Mittwoch weissten die Leute die Stube und das Haus. Alles musste hinausgetragen und geweisst werden, bis in den hintersten Winkel. Auch der Kamin wurde nicht vergessen. Nach dem Aufräumen und Weissen im Inneren folgte das Kalken des Hauses von aussen. Mit dem Ausfegen des Hauses kerrten die Menschen symbolisch den Winter aus den Seelen hinaus.
Das eigentliche Osterfest beginnt mit dem Gründonnerstag. Die Bezeichnung Gründonnerstag ruht von der alttestamentarischen Gewohnheit her, an diesem Tag Gemüse zu essen. An dem Tag des letzten Abendmahls des Herrn erklingt das Echo aller Glocken, die bis zum Weissen Samstag verstimmen. Die Stimme der Glocken, die der Sage nach nach Rom fliegen, ersetzten die Kinder mit Schnarren und Klappern. Sie schnarrten und klapperten morgens, mittags und abends anstelle des Glockengeläuts und vertrieben dadurch symbolisch auch Judas. Zu den ältesten Bräuchen gehörte nämlich das sogenannte Austreiben von Judas, den normalerweise der schnellste Junge verkörperte. Dieser Brauch starb ebenso wie die Verbrennung des Judas Anfang des letzten Jahrhunderts aus.
Weitere Bräuche an diesem Tag waren: die Hausfrauen kehrten vor Sonnenaufgang das Haus aus, damit in diesem keine Läuse blieben. Mancherorts wurde mit Honig bestrichenes Brot gegessen, um sich vor Schlangenbissen zu schützen, anderenorts warf man ein mit Honig bestrichenes Brot in den Brunnen, damit in diesem das ganze Jahr über genügend Wasser sei.
Der Karfreitag ist für die katholischen Gläubigen der Tag der grössten Trauer im gesamten Kirchenjahr. Es ist der einzige Tag im Jahr, an dem nirgends auf der ganzen Welt eine Messe zelebriert wird. Auch die Orgeln schweigen und auf dem Altar brennt keine Kerze. Das Kreuz ist mit einem schwarzen Schleier verhüllt. Auch mit dem Karfreitag sind einige Traditionen und Aberglaube verknüpft. Am Karfreitag standen die Menschen früh auf und eilten zu einem Bach oder Fluss, wo sie sich mit dem kalten Wasser wuschen und barfuss das Gewässer durchschritten, denn sie glaubten, dass sie sich dadurch für das ganze Jahr gute Gesundheit sichern könnten. Die Hausfrauen lüfteten an diesem Tag die Federbetten, um Krankheiten loszuwerden und alle Leiden aus dem Haus zu jagen. Sie forderten ihre Töchter auf, sich am Brunnen zu waschen, um schön zu sein und sich gut zu verheiraten. Kein Bauer fuhr auf das Feld, denn an diesem Tag durfte man die Erde nicht bewegen. Viele Menschen glaubten, dass die Erde an diesem Tag ihre Schätze selbst freigibt und Wassermänner auf das Land kommen. Von dem Wetter, das an Karfreitag herrschte, sagte man das Wetter für das ganze Jahr voraus.
Am Karsamstag zog man um den ganzen Platz und die Kirche, in der Wasser und Osterkerzen geweiht wurden, danach wurde "der Judas verbrannt". Die angebrannten Holzstückchen nahmen sich die Leute mit nach Hause und steckten sie hinter einen Balken im Wohnzimmer, damit die gesamte Wirtschaft vor Blitz und Feuer geschützt wird. An diesem Tag wurden die Bäume geschüttelt, um eine reiche Ernte zu erhalten. Der Karsamstag wurde ebenso wie der Gründonnerstag als guter Tag für die Aussaat betrachtet. An diesem Tag ging auch die Fastenzeit zuende. Bereits vor dem Mittag erklangen die Kirchenglocken erneut. Tagsüber wurden aber noch keine Messen zelebriert, erst am Abend, vor allem nach Sonnenuntergang oder gar erst nach Mitternacht.
Am Ostersontag besuchte die gesamte Familie feierlich gekleidet die Ostermesse. Am Sonntag durfte nicht gearbeitet werden und die Familie verbrachte den Tag gemeinsam. Nachmittags streute der Familienvater Weidenruten, die am Palmsonntag geweiht worden waren, auf die Felder. Die Frauen und Mädchen bemalten Ostereier und die Jungen flochten die Ostergerten aus Weidenzweigen.
Der Ostermontag ist dann für Kinder und Erwachsene ein Tag der Freude. Das männliche Geschlecht macht sich gleich am frühen Morgen hinter die Mädchen her, mit ihren Ostergerten, die sie aus vier bis acht Weidenruten geflochten und mit einigen bunten Schnüren verziert haben, um den Mädchen auf den Hintern zu schlagen. Der ursprüngliche Sinn dieses in den böhmischen Ländern weit verbreiteten Brauchs der Ostergerten und des Schlagens war die Verjüngerung - der Baumsaft der jungen Äste und mit ihm die Lebenskaft sollte auf die Menschen übertragen werden. Für das Schlagen mit der Ostergerte und das Vortragen von Osterreimen oder - liedern schenkten die Mädchen den Jungen und Jünglingen bunt bemalte Eier. Am häufigsten waren die Eier rot bemalt, in der Farbe der Liebe. Der bis heute bekannteste Osterreim lautet:
Hody, hody, doprovody,
dejte vejce malovaný,
nedáte-li malovaný,
dejte aspoň bílý,
však vám slepička snese jiný.
(..., gebt uns bemalte Eier,
wenn ihr keine bemalten gebt,
dann doch wenigsten weisse,
denn das Huhn bringt euch neue.)
In den Häusern erhielten die Jünglinge nicht nur Eier sondern auch Verpflegung - ein Gläschen mit stärkerem Getränk und ein Osterbrot. Die Jungs gingen meistens zuerst zu den hübschesten Mädchen. Für die Mädchen war es eine Schande, sollte sie kein Junge mit der Ostergerte geschlagen haben.
Dieser Brauch, mit dem die Jugendliche auf recht eigenwillige Weise ihre Neigung zum anderen Geschlecht demonstrierten, hat sich bis heute erhalten, vor allem in den Dörfern und kleineren Städten. Dank dieses Brauches können die Jungen die Mädchen besuchen, zudem wird ihnen in allen Familien Alkohol eingeschenkt und die solcherarts angeregten Osterjungen schaut man verständnisvoll an. Die aus Weidenzweigen geflochtenen Ostergerten können Sie an Ostern überall im Lande sehen und selbst erwerben, ebenso wie die oftmals kunstvoll bemalten Eier, die sogenannten "Kraslice".
Zum Schluss bleibt noch hinzuzufügen, dass man Ostern, ebenso wie Weihnachten, auch wenn dies christliche Feiertage sind, auch zu Zeiten des sozialistischen Regimes gefeiert hat. Auch wenn ihnen zwischen 1948 und 1989 eine andere Bedeutung zukam - offiziell wurde Ostern als Fest des Frühlings gefeiert.