Die Geschichte der Musik auf tschechischem, slowakischem und polnischem Boden, deren politische und kulturelle Schicksale in den ersten Jahrhunderten eng zusammenhängen, können wir mit einiger Sicherheit erst nach der Christianisierung, die sich auf diese Gebiete um das Jahr 830 durch das Wirken deutscher Missionare ausdehnte, feststellen. Dieser Entwicklung versuchte sich Fürst Rastislav entgegenzustellen, der im Jahr 863 die slawischen Missionare Konstantin und Method nach Mähren berief. Sie begannen damit die gesungene altkirchenslawische Liturgie in Böhmen und Mähren einzuführen. Das Altkirchenslawische war damals, anders als das Lateinische, auch dem einfachen Volk verständlich. Der Fall des Großmährischen Reiches führte dann zum Sieg und zur Wiedereinsetzung der lateinischen Liturgie. Trotz dessen hat das altkirchenslawische Liedgut in einfachen Messen als Volkslied überdauert.
Das geistliche Liedgut ist im Tschechischen mit besonders wertvollen Denkmälern vertreten. Allen voran ist das Lied Hospodine, pomiluj ny zu nennen. Es ist wahrscheinlich das älteste und getreuste Lied des erhaltenen geistlichen Liedguts, das immer noch lebendig ist. Der Gesang ist mit hoher Wahrscheinlichkeit für das Jahr 1055 historisch durch die Erzählungen des Chronisten Kosmas belegt. Ein weiteres überliefertes Denkmal ist das Lied Svatý Václave (Heiliger Wenzel), von dem der Chronist Benesch von Weitmühle berichtet, es sei schon lange bekannt. Es entstand wahrscheinlich Ende des 13. Jahrhunderts.
Schon bei den ersten Chronisten, zum Beispiel bei Kosmas, wird zu den unterschiedlichsten Anlässen über das weltliche Volkslied und über Berufsmusikanten gesprochen. Die politische und kulturelle Orientierung hat Böhmen und Mähren Zugang zur Kunst des deutschen Rittertums eröffnet - dem so genanntem Minnesang (Minnesänger: Sänger und Musikanten dieser Zeit).
Zum berühmten Zeitalter des geistlichen Gesangs wurde die tschechische Reformation. Bereits in der Bethlehemskapelle unterzog Meister Jan Hus das Volkslied einer systematischen Pflege, und die alte Tradition kennt ihn auch als Komponisten eigener Lieder. So schreibt ihm das Jistebnicer Gesangbuch Lieder zu, wie Jezu Kriste, sčedrý kněže (Jesus Christus, mildtätiger Fürst), Navštěv nás, Kriste žádúcí (Besuche uns, Begehrenswerter Christus). Als einer von Hussens Zeitgenossen findet Jeroným Pražský als Komponist Erwähnung. Das grundlegende Denkmal der hussitischen Gesänge ist das bereits oben erwähnte Jistebnicer Gesangbuch, das ungefähr in den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts verfasst worden ist. Es umfasst Messgesänge, Vespergesänge und eine Sammlung von Kriegs- und geistlichen Liedern. Der einzige Autor, dessen Namen wir kennen, ist Jan Čapek aus Tábor.