Die Karlsbrücke

Die Holzbrücke

Bereits im 10. Jahrhundert führte über die Moldau eine Holzbrücke, sie stand etwas nördlicher als die heutige Karlsbrücke. Diese Brücke war aber nicht stabil genug - es handelte sich eher um einen Brückensteg - und wurde von der Kraft des Hochwassers im Jahr 1157 weggespült.

Von der Judithbrücke zur Karlsbrücke

Die erste Prager Steinbrücke ließ König Vladislav II. in den Jahren 1160 bis 1172 auf Veranlassung seiner Frau Judith erbauen, und sie wurde auch nach ihr benannt. Die Brücke war rund 514 Meter lang, bis zu sieben Meter breit und stand auf 27 niedrigen Bögen. Im Jahr 1253 übernahm der Kreuzherrenorden die Verwaltung der Brücke. Im Februar 1342 stürzten durch den Druck des Eisgangs auf der Moldau zwei Drittel von ihr ein und mussten durch eine neue Brücke ersetzt werden - die Karlsbrücke.

Bis heute sind in manchen Kellergewölben nahe gelegener Häuser Teile der Bögen von der Judith-Brücke erhalten, dazu kommen die Fundamente der Pfeiler auf dem Grund der Moldau und der kleinere der Brückentürme auf der Kleinseite. Die so genannte Plastik des bärtigen Mannes, die in die Mauer der heutigen Karlsbrücke eingesetzt wurde, ist angeblich das Portrait des Erbauers der Judith-Brücke und dient als Wasserstandszeiger für die Moldau. Der ehemalige Turm der Judith-Brücke ist Teil des Kreuzherrenklosters (heute das Karlsbrücken-Museum)

Der Brückenbau

Die Karlsbrücke war zu ihrer Zeit erst die vierte Steinbrücke in Böhmen - nach den Brücken in Pisek, Roudnice und der Judith-Brücke. Auf ihrer Länge ist sie drei Mal gebrochen und gegen die Strömung ist sie leicht gebogen. Da die ganze Brücke auf felsigem Untergrund steht, wurden ihre Pfeiler auf Pfosten aus Eichenholz gesetzt, die mit Mühlsteinen beschwert sind. Wie eine Untersuchung vom Ende des 19. Jahrhunderts zeigte, sind die Mühlsteine durch Bauklammern miteinander verbunden, die mit Blei übergossen sind. Die Kanten der Pfeiler sind auf der Seite gegen die Strömung schärfer, und ihr Schutz wurde durch hölzerne Eisbrecher verstärkt. Die Fahrbahn wurde auf der Achse der Brücke erhöht, so dass das Regenwasser über steinerne Wasserrinnen von hier auf die Ecken der Brückenbögen floss. Für den Bau der Brücke wurde vor allem grober Sandstein verwendet, die großen Quader hielt ungewöhnlich fester Mörtel zusammen. Laut einer bekannten Legende haben die Erbauer der Karlsbrücke dem Mörtel auch Eier beigemischt. Auch die Stadt Velvary wollte mit einer Sendung Eier beitragen. Allerdings kochten die Leute in Velvary die Eier, um sie vor Bruch zu schützen - womit sie für den Mörtel nicht mehr zu gebrauchen waren.

Erster Baumeister der Brücke war Meister Otto, auch Otlin genannt; erst um 1360 beteiligte sich Peter Parler an dem Bau. Parler arbeitete bis zu seinem Tod im Jahr 1397 an der Brücke.

Die Hochwasser

Bereits zehn Jahre nach Beginn des Brückenbaus, im Jahre 1367, zerstörte ein Hochwasser zu einem Teil die bereits errichteten Pfeiler. Während der Bauphase und in den folgenden Jahren wurde die Karlsbrücke unzählige Male von Hochwassern bedroht (1359, 1367, 1370 usw.), die viele Schäden anrichteten. Beim großen Hochwasser im Jahr 1432, bei dem auch ein großer Teil der Prager Altstadt überschwemmt wurde, wurde die Brücke an drei Stellen durchbrochen und fünf Pfeiler wurden schwer beschädigt.

Die Ausbesserungsarbeiten dauerten dann unglaubliche 71 Jahre, also bis 1503. Die neuen Pfähle wurden mit Handrammen in den Flussboden getrieben. Weitere Schäden an der Karlsbrücke verursachten treibende Flöße und Eis im Jahr 1784 - dies verstopfte die Brückenbögen und das Wasser unterhöhlte die Pfeiler, auf denen die Militärwache stand. Nacheinander stürzten der fünfte, sechste und siebte Brückenbogen ein (von der Kleinseite aus gezählt). Bei den folgenden Ausbesserungsarbeiten wurde dann bereits eine andere Methode verwendet: Die Pfeiler wurden auf eiserne Senkkästen gestützt, die ansonsten für Unterwasserarbeiten genutzt werden. Diese Methode wurde nach und nach auch bei der Befestigung der restlichen Pfeiler angewandt. Die letzte große Generalüberholung hat die Brücke in den Jahren 1965 bis 1978 erlebt. Die Ausbesserungsarbeiten verschlangen damals rund 50 Millionen Kronen. Im gesamten Brückenmantel wurden beschädigte Sandsteinquader ausgetauscht; den Asphaltbelag, der in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgeschüttet worden war, ersetzten Pflastersteine aus Granit. Etwa seit dem Jahr 2001 wurde die Ausbesserung des oberen Teils der Brücke und der Brückenbögen geplant.


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