Das Gebäude des Tschechoslowakischen Rundfunks in den 30er Jahren Als Guglielmo Marconi 1895 seine ersten erfolgreichen Versuche der Sendung und des Empfangs von Radiowellen durchführte, ahnte er nicht, welch bedeutende Erfindung er gemacht hatte. Ein Vierteljahrhundert später beherrschten die Rundfunkwellen die ganze Welt.
Auf dem Gebiet der Tschechoslowakei verliefen bereits vor dem Ersten Weltkrieg die ersten Versuche mit Rundfunksendungen, die nach dem Krieg fortgesetzt wurden. Die erste Rundfunksendung, bestehend aus Worten und Musik, wurde am 28. Oktober 1919 von der Radiotelegraphenstation auf dem Aussichtsturm des Prager Laurenzibergs (Petrín) ausgestrahlt. Regelmäßige Rundfunksendungen begannen am 18. Mai 1923 im legendären Zelt in Prag-Kbely. Zunächst wurde eine Stunde am Tag gesendet. Jegliches Programm - Nachrichten und Musik - waren live. Die Pioniere der tschechischen Rundfunksendungen waren der Journalist Milos Ctrnactý, der Unternehmer Eduard Svoboda und Ladislav Sourek, Direktor der Gesellschaft für die Verbreitung von Rundfunkempfängern Radioslavia. Diese Männer gründeten die Gesellschaft Radiojournal, in der die Firma Radioslavia den Mehrheitsanteil hatte. Radiojournal wurde der Betreiber der Sendungen mit der notwendigen Genehmigung sowohl des Innen- als auch des Post- und Telegraphenministeriums. Zu Beginn war es schwierig, Konzessionäre zu gewinnen. Das nötige Kapital für die weitere Entwicklung der Sendungen fehlte. Die Situation besserte sich allmählich, insbesondere als 1925 der Staat mittels des Post- und Telegraphenministeriums den Mehrheitsanteil im Radiojournal erhielt. 1924 tauchte in der tschechischen Presse erstmals das Wort "Rundfunk" auf, das die damals üblichen Bezeichnungen "Radiofonie", "Telegraphie und Telefonie ohne Draht", oder aber die ebenfalls benutzte englische Bezeichnung "Broadcasting" ablöste.
Radiojournal zog 1924 in das Gebäude der sog. "postovní nákupna" (Post- Einkaufsstelle) in der Foch-Allee Nr. 58 im Prager Zentrum um. Die Foch-Allee verließ der Rundfunk nicht mehr und 1933 ließ er sich endgültig in seinem neuen Gebäude in der Foch-Allee Nr. 12 nieder, in dem er sich noch heute befindet - allerdings änderte sich der Straßenname in Vinohradská. Das als "Rundfunkpalast" bezeichnete Gebäude ließ das Post- und Telegraphenministerium erbauen, das bis 1945 gemeinsam mit dem Radiojournal in diesem residierte. Über dem Eingang befand sich die Aufschrift "Ceskoslovenksý rozhlas" (Tschechoslowakischer Rundfunk). Die Bezeichnung wurde seitdem benutzt, obwohl der offizielle Name "Radiojournal, tschechoslowakischer, radiotelefonischer Nachrichtendienst, Gesellschaft mit beschränkter Haftung" lautete.