Die tschechoslowakische Regierung war sich bewusst, dass sie über kein wirksames Instrument verfügte, das der feindlichen Propaganda auf den Rundfunkwellen Stirn bieten könnte. Die fremdsprachigen Vorträge des Radiojournals, die auf Mittelwelle ausgestrahlt wurden, genügten für diesen Zweck nicht mehr.
Auf tschechischem Gebiet wurde für einige Zeit auf Kurzwelle gesendet: 1924-27 führte die Firma Elektra Tests mit Rundfunkröhren im Kurzwellenband durch. Diese Sendungen wurden auch in Großbritannien empfangen.
Anfang der 30er Jahre entstand im tschechoslowakischen Außenministerium der Gedanke, Sendungen auf Kurzwelle einzuführen, die im Ausland gut zu empfangen wären. 6 In einem Memorandum des Außenministeriums über die Nutzung des Rundfunks für staatliche Propaganda wurde Ende 1934 auf die Notwendigkeit der Einrichtung einer Kurzwellenstation hingewiesen: "Diese ermöglicht eine Propaganda im Ausland, die auch solche Staaten wie Deutschland, Ungarn, Italien und die UdSSR verstehen würden." Das Ministerium verwies außerdem auf die Möglichkeit, ständigen Kontakt zu den in Nordamerika lebenden Tschechen und Slowaken zu halten. Es schlug vor, dass die Einrichtung einer Kurzwellenstation der Kompetenz des Post- und Telegraphenministeriums entzogen und diese Frage als außerordentliche Maßnahme zum Schutz der Republik betrachtet werden sollte. Bereits 1934 verkündete der Post- und Telegraphenminister im Parlament, dass in Podebrady eine Kurzwellenstation für die Propaganda der Tschechoslowakischen Republik im Ausland gebaut werde. Laut Berichten der damaligen Presse wurden für diesen Zweck 3,5 Millionen Kronen aus dem Staatshaushalt bereitgestellt.
Die Montage von Kurzwellensendern und Antennen begann 1935 in der radiotelegraphischen Station in Podebrady, die dem Post- und Telegraphenministerium gehörte. Die Station, in Podebrady unter dem Namen "Rádiovka" bekannt, wurde 1923 erbaut. 1936 wurde der Einbau zweier Marconi-Sender und des Senders SWB9/30 beendet. Der Sender SWB9/30 hatte eine Leistung von 34 kW und arbeitete auf den Wellenlängen 13 bis 100 m. Dieser wurde dann für die Rundfunksendungen genutzt.
Die ersten mehrstündigen Probesendungen begannen am 24. Juli 1936. Am 13. und 14. August wurde dann 24 Stunden gesendet: reproduzierte Musik, die alle 12 Minuten von Ansagen in verschiedenen Sprachen unterbrochen wurde. Die Grammophonplatten wurden in einem improvisierten Studio direkt im Sender Podebrady abgespielt. Am 31. August 1936 um 10 Uhr begannen dann die regelmäßigen Sendungen, die bereits in einem Studio des Tschechoslowakischen Rundfunks in Prag produziert wurden. Die ersten Sendungen setzten sich aus reproduzierter Musik und Ansagen in verschiedenen Sprachen zusammen, die nun live erfolgten. Der technische Direktor des Tschechoslowakischen Rundfunks, Eduard Svoboda, begann die Sendungen aus Prag mit einer Ansprache in Englisch. Dieses Datum wird als offizieller Beginn der Auslandssendungen betrachtet.
Die Hauptziele der Auslandssendungen fasste 1936 der Post- und Telegraphenminister Alois Tucný zusammen: Der Sender in Podebrady stellt eine Ergänzung des allgemeinen tschechoslowakischen Rundfunknetzes dar. Für sein Funktionieren ist die Rundfunkgesellschaft Radiojournal verantwortlich. Es ist selbstverständlich, dass die Station - ähnlich wie andere ausländische Kurzwellensender - vor allem staatliche Propagandanachrichten und Informationen für Ausländer in den wichtigsten Fremdsprachen ausstrahlen wird sowie Sendungen für im Ausland lebende Tschechen und Slowaken, die in Ländern wohnen, in denen unsere anderen Rundfunkstationen nicht zu hören sind. Die neue Kurzwellenstation hat aber auch eine andere Bedeutung: sie öffnet unserer Kultur, vor allem unserer Musik, die Tore zur Welt und ermöglicht uns, in einem edlen Wettstreit mit anderen europäischen Staaten zu zeigen, inwieweit wir zur Blüte der allgemeinen Bildung der Menschheit beitragen können."
In den ersten Tagen wurde insgesamt 6 Stunden täglich in drei Zwei-Stunden-Blöcken gesendet: von 10 bis 12 Uhr, von 17 bis 19 Uhr und von 20 bis 22 Uhr. Am 13. September wurden die Sendungen dann in europäische (von 20.25 bis 22.30 Uhr) und amerikanische (von 3 bis 5 Uhr nur dienstags und freitags) unterteilt. Außerdem begann man mit der Sendung von Nachrichten.
Das Programm bestand zu Beginn vor allem aus Konzerten, die auf sog. Blatnerfonen, den Vorgängern von Tonbandgeräten aufgezeichnet wurden. Dabei handelte es sich um einen recht großen und schweren Apparat für magnetische Aufnahmen von Tönen auf ein schmales Eisenband.
Gesprochen wurde weniger und wenn, dann live. Dabei handelte es sich um Ansagen und Nachrichten. In den für Europa bestimmten Sendungen waren diese tschechisch/slowakisch, deutsch, französisch und englisch. In den Sendungen für Amerika tschechisch/slowakisch, englisch, manchmal ruthenisch, einer Sprache, die in der zur Tschechoslowakei gehörenden Karpathoukraine gesprochen wurde. Bei längeren Wortbeiträgen handelte es sich meistens um Vorlesungen, die zu Beginn nur tschechisch und manchmal englisch waren.
Die Kurzwellenabteilung des Tschechoslowakischen Rundfunks verfügte damals über zwei Räume in dem Haus, das sich an die Rückseite des Hauptgebäudes anschloss. In ihr arbeiteten ca. 8 Leute. Eine von ihnen war Zdenka Walló, eine bekannte Ansagerin des Tschechoslowakischen Rundfunks, die wegen ihrer Sprachkenntnisse für die Kurzwellensendungen zu arbeiten begann.
In der Kurzwellenabteilung arbeitete auch Helena Kronská, verheiratet Stepanová: "1936 habe ich in der Kurzwellenabteilung des Tschechoslowakischen Rundfunks zu arbeiten begonnen. Ich sollte mich um die Post kümmern. Einmal - das war noch 1936 - kamen sie zu mir und baten mich, für die Ansagerin Zdenka Walló einzuspringen, die erkrankt war. Meine Premiere als Ansagerin gelang und von da an arbeitete ich bis 1939 nicht nur in der Briefabteilung sondern auch als Sprecherin. Ich habe live angesagt, was die Hörer hören werden, danach folgten Nachrichten und dann musste ich dem Techniker ein Signal geben, dass er das Blatnerfon anwarf. Das ganze wiederholte sich dann in weiteren Sprachen, in Deutsch, Englisch und Französisch. Wir Sprecher mussten die Ansagen in allen Sprachen beherrschen."
Neben den Sendungen für Europa und Amerika wurden auf Kurzwelle auch Programme ausgestrahlt (von 10 bis 12 Uhr und von 17 bis 19 Uhr), die von den Inlandssendungen des Radiojournals übernommen wurden.
Die Reaktionen auf die Sendungen von Radio Prag waren ermutigend. Die ersten Briefe trafen bereits Anfang September ein, bis Ende 1936 waren es 4.443. Darunter waren 267 Briefe von Tschechen und Slowaken, die Hälfte von ihnen aus Nordamerika. Helena Kronská erinnert sich, dass alle Briefe sorgfältig registriert wurden: "Die Briefe kamen aus aller Welt, vor allem aus England und Amerika. Ich schrieb Antworten und führte über alle Schreiber Evidenz. Zusammenfassungen brachte ich dem technischen Direktor des Tschechoslowakischen Rundfunks Eduard Svoboda, der sich sehr dafür interessierte, wo und wie die Sendungen gehört wurden."