Nach Kritik von Überlebenden und Zeitzeugen ist die Premiere eines
deutsch-tschechischen Geschichtsprojekts zum NS-Massaker in Lidice vorerst
abgesagt worden. Das interaktive Audiodrama „Erklingen“ sollte
ursprünglich zum 70. Jahrestag der Zerstörung des Dorfes an diesem
Wochenende der Öffentlichkeit präsentiert werden. Man wolle den
Zeitzeugen entgegenkommen und das Audiodrama überarbeiten, sagte
Projektmanagerin Lenka Faltýnková am Dienstag der Deutschen
Presse-Agentur. Bis dahin werde der Audio-Guide nur im Kreise der Sponsoren
vorgestellt. NS-Einheiten hatten das Dorf Lidice bei Prag im Juni 1942 in
einer Vergeltungsmaßnahme nach dem Attentat auf SS-Obergruppenführer
Reinhard Heydrich zerstört. Die mehr als 170 männlichen Einwohner wurden
umgebracht, Frauen und Kinder verschleppt oder ermordet.
Das Drama „Erklingen“ ist als GPS-gesteuerte Führung durch die
Gedenkstätte auf dem Gelände des früheren Dorfes konzipiert.
Tschechische Zeitzeugen kritisieren nach Angaben Faltýnkovás vor allem,
dass nicht das Massaker im Mittelpunkt des Hörspiels steht. Stattdessen
will das Stück bewusst das Alltagsleben der Hüttenarbeiter-Siedlung vor
dem Massaker darstellen. „Wir versuchen seit zwei Jahren zu erklären,
dass es ein künstlerisches Werk ist, das von der Lebensgeschichte der
Zeitzeugen inspiriert ist“, sagte die Projektmanagerin.