Attentat auf Reinhard Heydrich

70. Jahrestag des Attentats auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich

Jan Kubiš (links) und Jozef GabčíkJan Kubiš (links) und Jozef Gabčík Die böhmischen Länder sollten während des 2. Weltkrieges mit dem Deutschen Reich wirtschaftlich vollkommen verknüpft sein. Für die Bekämpfung der Sabotagen und des Widerstandes setzte sich der Protektor Reinhard Heydrich ein. Nach seinem Amtsantritt im September 1941 leitete er Repressalien (Standrecht, Hinrichtungen) ein. Die Londoner Exilregierung des Staatspräsidenten Beneš wollte den Widerstand auf dem Gebiet des Protektorats stärken. Sie entsandte die Fallschirmjägergruppen Silver A, Silver B und Anthropoid, die das Attentat auf Heydrich verüben sollte. Die Tat wurde von Jozef Gabčík und Jan Kubiš am 27. 5. 1942 in Prag-Libeň vollzogen, in einer Woche darauf starb der nazistische Henker an Blutvergiftung. Die Attentäter versteckten sich in der Prager St. Kyrill-u.-Method-Kirche, wo sie schließlich verraten und im ungleichen Kampf des Heldentodes starben. Es folgten Verhaftungen der in einem Verhältnis zum Widerstand stehenden Menschen, die gewöhnlich ohne Gerichtsurteil zu Hinrichtungsstätten in Prag, Brünn, Pardubitz und Klattau geschickt wurden. Diese Verfolgungszeit nach dem Attentat gipfelte dann in der Gleichmachung der Ortschaften Lidice und Ležáky mit der Erde.

 

Männer der Rache

In Rahmen der zweitägigen Veranstaltung unter dem Namen 70 Jahre Operation Anthropoid / Männer der Rache, breitete sich in Thomayer Park in Prag 8-Libeň das britische Übungslager aus. Besucher konnten in ihm nachvollziehen, wie ein gewöhnliches Leben eines tschechoslowakischen Soldaten bei den britischen Truppen aussah oder wie die Ausbildung verlief. Bestandteil der Veranstaltung wurde auch die zeitgenössische Modenschau. Am Sonntag, den 28. Mai spielte sich die Rekonstruktion des Attentats auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich ab.

 

70 Geschichten des Volksgedächtnisses

Auf dem Karlsplatz waren, seit 27. Mai bis 18. Juni, die Kulissen eines KZ-Lagers ausgestellt. Die einzigartige Ausstellung war ergänzt durch ein reichhaltiges Begleitprogramm für Schulen und für die breite Öffentlichkeit – Gespräche mit Zeitzeugen, Historikern und Philosophen, weitere Filmprojektionen und kommentierenden Besichtigungen. Das Ziel der Ausstellung war vor allem, die 70 Geschichten der Anhänger des tschechoslowakischen antinazistichen Widerstandes den Menschen vorzustellen.

 

Ausstellung im Wallenstein-Garten

Die im Prager Walleinstein-Garten installierte Ausstellung bietet zum Ansehen mehr als 60 Panels mit zeitgenössischen Fotos an und bringt das ausführliche Zeugnis über die Atmosphäre im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren, über die Entstehung der Widerstandsorganisationen, die Ausbildung der tschechoslowakischen Fallschirmjäger in Großbritannien und die Attentantsumstände und seine Folgen für die tschechischen Einwohner. Die Exposition widmet sich auch den Schicksalen der einzelnen Attentäter und der Menschen, die für ihren Schutz das Leben geopfert hatten. Die Ausstellung ist bis zum 15. Juli geöffnet.

 

Die mit der Verfolgungszeit nach dem Tod von Heydrich verbundenen Orte

Die Barockkirche der Tschechoslowakischen orthodoxen Kirchengemeinde beim Karlsplatz, ist heutzutage auch eine Nationalgedenkstätte der Helden aus der Zeit der Nazi-Vergeltungskampagne infolge des Attentats auf den stellvertretenden Reichsprotektor Heydrich. Nach dem Attentat auf Heydrich wurden hier sieben Fallschirmjäger von Bischof Gorazd versteckt, die an der Tat teilgenommen hatten. An ihr Heldentum erinnern die Exposition in der Krypta und die Pietätsakte am Tag der Kircheneroberung (18. Juni).

Die Gemeinde Lidice wurde während des 2. Weltkrieges zum Symbol nationalsozialistischer Willkür; am 10. Juni 1942 wurde sie niedergebrannt und anschließend dem Erdboden gleichgemacht als Vergeltungsakt für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich. Die männlichen Einwohner wurden erschossen, die Frauen und ein Teil der Kinder in Konzentrationslager deportiert, einige Kinder wurden deutschen Familien zur Umerziehung überstellt. 1947 wurde ein neues Lidice gegründet, das vom alten durch einen Rosengarten getrennt war. An der Stelle der Lidicer Tragödie steht heute ein Museum zusammen mit einer Gedenkstätte, wo die Bildhauer Marie Uchytilová und Jiří Václav Hampl den Lidicer Kindern ein Denkmal errichtet haben. In der Lidicer Galerie, die auch für Ausstellungen bestimmt ist, ist die Lidicer Sammlung untergebracht.

Die Gemeinde Ležáky unterhalb des Hügels Zárubka ist zu einem der Opfer der nazistischen Repressionen in der Heydrich-Zeitperiode geworden. Die ärmlichen Steinarbeiter ahnten gar nicht, dass das Funksprechgerät Libuše in der Švanda-Mühle versteckt ist, das von einem Fallschirmjäger von der aus London nach Böhmen geschickten Gruppe Silver A bedient wurde. Die Landhäuser wurden niedergebrannt und mit der Erde gleich gemacht, die Nazis vernichteten auch den Teich und änderten sogar den Flusslauf des örtlichen Baches, um alles, was mit der Ortschaft Ležáky in Verbindung gebracht werden konnte, von der Landkarte zu beseitigen. Männer und Frauen wurden im Pardubitzer Areal von Zámeček erschossen oder in Konzentrationslager weggeschleppt, die Kinder wurden nach Deutschland gebracht. Die Gedänkstätte mit einer Exposition historischer Dokumente erinnert an die Ereignisse vom 24. 6. 1942.

In Pardubice / Pardubitz und Umgebung konzentrierte sich in 1942 eine Anzahl Widerstandsorganisationen. Eine von ihnen bereitete auch das Attentat auf den Reichsprotektor Heydrich vor. Die Gestapo errichtete ihre ostböhmische Zentrale in Zámeček, der einstigen Villa des Kohlenbarons Larisch im Viertel Pardubičky. Die Residenz diente ursprünglich zum Aufenthalt in der Jagd- und Pferderennsaison. Die Gestapo errichtete hier neben dem Schießübungsgelände auch eine Hinrichtungsstätte, in den Kellerräumen der Villa dann ein kleines Gefängnis. In 1975 wurde im Areal von Zámeček die Gedenkstätte eröffnet.