Vor 75 Jahren: Die Tschechoslowakei und das Kriegsende

An keinem anderen Krieg haben so viele Staaten der Erde teilgenommen. In dem Weltenbrand zwischen 1939 und 1945 starben mehr als 60 Millionen Menschen. Damit war der Zweite Weltkrieg der bisher größte und vernichtendste Waffengang in der Geschichte der Menschheit.

Befreiung der Stadt Plzen (Foto: Tschechisches Fernsehen)Befreiung der Stadt Plzen (Foto: Tschechisches Fernsehen) Prag und die Tschechoslowakei wurden schon sechs Monate vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs durch deutsche Truppen besetzt. Am 9. Mai 1945 – mehr als sechs Jahre später – war Prag die letzte Metropole Europas, die befreit wurde. Während des sogenannten „Protektorats“ regierte auf dem Gebiet Böhmens und Mährens eine von Hitler gelenkte Marionettenregierung.

Tschechen kämpften an der West- und der Ostfront gegen die Nationalsozialisten und auch im Rahmen des heimischen Widerstandes. Der 75. Jahrestag des Kriegsendes ist ein wichtiger Moment, um an die Ermordung von 70.000 Juden aus den böhmischen Ländern, an Massen-Hinrichtungen und an die Zerstörung der tschechischen Dörfer Lidice und Ležáky zu erinnern. Die Menschen hierzulande gedenken Jahr für Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen den Gefallenen und feiern Freiheitsfeste. Diesen Tag im Mai 1945, an dem Nazi-Deutschland die Kapitulation unterzeichnete, begeht Tschechien wie die meisten anderen europäischen Staaten als Staatsfeiertag.

Ausgerechnet jetzt, da 75 Jahre seit Ende des vernichtenden Kriegs gefeiert werden, können keine Freiheitsfeste stattfinden. Die weltweite Coronavirus-Pandemie verhindert dies. Umso wichtiger ist es, sich die Ursachen und Folgen dieses weltweiten Konflikts in Erinnerung zu bringen. Blicken Sie mit uns zurück auf die wichtigsten damaligen Ereignisse aus tschechischer Sicht, aber auch auf Themen, die 75 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg die Gesellschaft hierzulande bewegen.

Mai-Aufstand: Der Rundfunk ruft um Hilfe

Der Hilferuf des Tschechischen Rundfunks aus dem Gebäude im Prager Stadtteil Vinohrady bedeutete eine entscheidende Wende in der Befreiung der tschechischen Landesteile. Sie gelten als Meilenstein in der Geschichte der „Goldenen Stadt“ und läuteten den Prager Aufstand und die Erhebung des ganzen tschechischen Volkes ein.

Wir rufen die tschechische Polizei, die tschechische Gendarmerie und die Regierungstruppen um Hilfe. Kommt zum Tschechischen Rundfunk!

Diese Worte waren der erste öffentliche Aufruf zu einem Massenaufstand gegen die Okkupanten auf dem gesamten bis dahin besetzten Gebiet Böhmens, Mährens und Schlesiens. Auf die Aufforderung des Tschechischen Rundfunks hin besorgten sich einzelne Waffen, letztlich beteiligte sich aber die ganze Stadt an den Kämpfen.

Die Aufständischen harrten trotz Beschießung und Bombardierung bis 9. Mai am Tschechischen Rundfunk aus, als die Rote Armee dann Prag erreichte. Am gleichen Abend wurden die Sendungen des – in diesem Augenblick bereits – Tschechoslowakischen Rundfunks wieder aufgenommen.

Im Hauptgebäude in der Vinohradská-Straße kamen 168 Rundfunkmitarbeiter, tschechische Polizisten und weitere Aufständische bei den Kämpfen ums Leben. An die Tapferkeit der Freiheitskämpfer wird alljährlich mit einer Gedenkveranstaltung erinnert. Diese kann in diesem Jahr zum ersten Mal nicht stattfinden. Deswegen erinnern wir mit Fotografien von den Feierlichkeiten im vergangenen Jahr an das Heldentum der Aufständischen von 1945.

 

Die Feiern in Plzeň / Pilsen, mit denen an die Befreiung der Stadt erinnert wird, werden in den letzten Jahren als Military-Oldtimer-Show abgehalten. Diese kann in diesem Jahr nur virtuell stattfinden.

 

Vier Tage nach Kriegsende: Schlacht bei Slivice

Die Schlacht bei Slivice war die letzte größere militärische Auseinandersetzung auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens und eine der letzten Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg überhaupt. Zu den Kämpfen kam es in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai 1945 in der Nähe der Siedlung Slivice / Sliwitz bei der Gemeinde Milín in Mittelböhmen. Mehr...



Kriegsende: Rückkehr der Holocaust-Überlebenden in die Tschechoslowakei

Ob Auschwitz, Sachsenhausen, Mauthausen oder Theresienstadt – die nationalsozialistischen Vernichtungs- und Konzentrationslager wurden erst zu Ende des Zweiten Weltkriegs befreit. Kurz zuvor wurden viele Insassen aber noch auf Todesmärsche geschickt. Die Menschen, die den Holocaust letztlich überlebten, hatten meist alles verloren. Auch einige Tausend tschechische und slowakische Juden kehrten aus den Lagern in ihre Heimat zurück. Doch unter welchen Umständen geschah dies? Und wie erging es ihnen in der Tschechoslowakei? Mehr...



Prager Aufstand 1945: Kampf ums Altstädter Rathaus

Unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkriegs brach der sogenannte Prager Aufstand aus. Die militärische Erhebung des tschechischen Widerstandes gegen die deutschen Besatzer begann am 5. Mai 1945 durch eine Meldung im tschechischen Radio. Mehr...



Datum Titel
14.05.2020 Vier Tage nach Kriegsende: Schlacht bei Slivice
08.05.2020 Kriegsende: Rückkehr der Holocaust-Überlebenden in die Tschechoslowakei
04.05.2020 Prager Aufstand 1945: Kampf ums Altstädter Rathaus
04.05.2020 Virtuelle Feier des Kriegsendes
15.02.2020 Petříček lädt US-Außenminister Pompeo nach Tschechien ein
25.01.2020 Stadt Plzeň stellt sich in den USA vor und lädt zum Freiheitsfest ein
31.12.2019 Putin erwartet Zeman zu Weltkriegsfeiern
22.12.2019 Babiš reist 2020 nach Israel und Auschwitz, Zeman nach Russland
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